– Veranstaltung mit Jutta Paulus, MdEP

Am 01. März hatte die Grüne Bürgerliste Holle zusammen mit dem Kreisverband Bündnis 90 / die Grünen zu einer Infoveranstaltung ins Luttrumer Moor eingeladen. Mehr als 40 Bürger waren der Einladung bei gutem Wetter gefolgt.
Feuchtgebiete und insbesondere Moore speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt zusammen. Allerdings sind bereits mehr als 60 Prozent der europäischen Moore zum Teil
unwiederbringlich zerstört. Ohne die Wiedervernässung und Vernetzung von Feuchtgebieten kann die EU aber weder klimaneutral werden noch das Artensterben stoppen.
Frank Hasse, Geschäftsführer der Kurbetriebsgesellschaft Bad Salzdetfurth, referierte für die Inhaber des Nutzungsrechtes zum Thema Nachhaltigkeit durch schonenden Abbau und Recycling. Der stark zersetzte Seggen-Schilftorf hat einen hohen Mineralstoffgehalt (36,6 %) und einen großen Anteil an Huminsäuren (37 %). Er ist somit ein wertvoller Rohstoff und bestens für die Anwendung im Kurbetrieb geeignet. In Absetzteichen wird das genutzte Moorsubstrat dort wiedergewonnen und unter geringem Verlust wieder in den Abbau verbracht.
Dr. Henning Zellmer gab eine kurze Übersicht zur landschaftlichen und geologischen Entwicklung. Das Luttrumer Moor ist ein nach der letzten Eiszeit in einem ehemaligen Flussbett entstandenes Niedermoor und liegt im Bevernbruch zwischen Lichtenbergen und Nettlinger Vorholz. Zusammen mit einem in Richtung Osten anschließenden Teilgebiet bei Westerlinde beträgt die Moorfläche etwa 2,5 qkm. Die Mächtigkeit des Moores beträgt nur zwischen 1 und 2,5 m. Die Entwässerung ist nur mäßig ausgebaut. Die Fläche wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt, etwa 2/3 als Grünland und 1/3 als Acker.

Jutta Paulus, MdEP, sprach über die Bedeutung der Moore für den Arten- und Klimaschutz. Sie ist eine der führenden Politikerinnen der Europäischen Union bei der Umsetzung des European Green Deal. Sie ist seit 2019 Abgeordnete des Europaparlaments für Die Grünen/EFA, umweltpolitische Sprecherin der Grünen/EFA und auf Listenplatz 9 aussichtsreiche Kandidatin in der kommenden Europawahl. Als ausgewiesene Natur- und Klimaschutzexpertin hat sie unter anderem am EU- Renaturierungsgesetz mitgearbeitet und ist eine Fachfrau für Moorlandschaften.

Lucas Gerrits, Geschäftsführer der Firma ZukunftMoor, einem Unternehmen für Paludikultur, hielt schließlich einen bemerkenswerten Impulsvortrag über die wirtschaftlich betriebende Renaturierung und Wiedervernässung von Moorlandschaften. Im Anschluss wurde lebhaft über die Frage der Wirtschaftlichkeit innovativer Nutzungskonzepte, der Möglichkeit zur Nutzung von CO2-Zertifikaten und der Frage der Vermarktung von bei der Bewirtschaftung wiedervernässter Moore erzeugten klimaneutralen Produkten wie z.B. Dämmplatten aus Schilfrohr diskutiert.

Beim anschließenden Kaffeetrinken und Austausch im Dorfgemeinschaftshaus Derneburg sprach der Gemeindebürgermeister Frank-Olaf Hoppe ein Grußwort und beteiligte sich an der lebhaft fortgeführten Diskussion. Angesichts der massiven Fördermittel, die aktuell für Wiedervernässungs-Projekte von der EU und der Bundesregierung bereitgestellt werden, bieten sich aktuell gute Möglichkeiten für eine Naturschutz- und Klimagerechte Nutzung von Mooren und Feuchtgebieten.